Beobachtungen beim Sperlingskauz April bis Juni 2021

In verkürzter Form habe ich meine Beobachtungen zusammengefasst. Es sind rein persönliche Aufzeichnungen von eigenen Beobachtungen, die völlig frei von Expertenwissen sind.

 

 

 









 







Jung- und Altvogel



Vorgehen/Allgemeines:
Es ist ein besonderes Erlebnis miterleben zu dürfen, wie die Arbeitsweise der beiden Altvögel aufeinander abgestimmt ist und welches Arbeitspensum diese beiden Vögel unermüdlich erbringen, um ihren Nachwuchs zu versorgen. Das Wissen über diese immense Leistung der Käuze ringt mir höchsten Respekt und Hochachtung ab. Bei den Beobachtungen ausfliegender Jungkäuze, während der Beuteübergabe, der Fütterung und des allgemeinen Verhaltens im Revier wuchs meine Bewunderung und fand jedes Mal aufs Neue ihre Bestätigung. Fantastische Geschöpfe!
Der Kauz ist Chef im Revier, ich nur Gast, so verhalte ich mich dort.

 

Die folgenden (ausgewählten) Beobachtungen wurden an drei Plätzen des Sperlingskauzes gemacht.


Brutbäume: 2x Spechthöhle in Eiche, 1x Höhle im Totbaum (Laubbaum).
























Brutbaum, Spechthöhle in einer Eiche
























Brutbaum, Spechthöhle in einem Totbaum


An den Plätzen meiner Beobachtungen herrschten recht unterschiedliche Bedingungen. Allen Plätzen jedoch ist gemein, dass überall in der weiteren Umgebung der Klang von Motorsägen zu hören war. Ich persönlich möchte behaupten wollen, dass diese sehr intensive Waldnutzung der größte Risikofaktor für die Population der im Wald lebenden Kauzarten ist. So sind in diesem Jahr zwei gute und sicher besetzte Reviere durch nahezu Kahlschlag verloren gegangen.

Beuteübergabe

Während der Fütterungsphase der Jungkäuze, vor dem Ausfliegen, konnte ich nie beobachten, dass das Männchen die Bruthöhle angeflogen ist. Die Beuteübergabe an das Weibchen erfolgte stets außerhalb.
Mit der Beute in den Fängen fliegt das Männchen einen Baum in der Nähe des Brutbaumes an. Dann ruft das Männchen mit den typischen männlichen Pfeiftönen. Sitzt das Weibchen außerhalb, so antwortet es gelegentlich mit einem zischenden Laut und fliegt zum männlichen Sperlingskauz. Sitzt das Weibchen hingegen in der Höhle, verlässt sie umgehend diese Höhle und fliegt zum Männchen. Während in einem Revier die Beuteübergabe recht gut feststellbar war, lief es im anderen Revier viel ruhiger und deutlich heimlicher ab. Auch war dieses Revier viel verdeckter und Beobachtungen deutlich eingeschränkter möglich. Hier war manchmal vom männlichen Ruf nicht viel zu hören. Die Beuteübergabe verlief überall sehr schnell, fast heimlich und erfolgte an ständig wechselnden Plätzen.
























Männchen landet mit Beute in den Krallen und ruft.

Kommt das Weibchen zum Platz der Beuteübergabe, so hat das Männchen oftmals die Beute bereits im Schnabel. Die Übergabe der Beute erfolgte von Schnabel zu Schnabel und verlief stets sehr schnell. Unmittelbar nach Beuteübergabe fliegt das Männchen sofort wieder ab. Mit der Beute in den Fängen fliegt das Weibchen in Richtung Bruthöhle. Oftmals landet sie in Bäumen vor dem Brutbaum. Dann fliegt sie in die Bruthöhle. Ich war erstaunt, dass sie es gelegentlich schaffte, mit Maus in den Krallen, ohne vor dem Loch einen Zwischenstopp einlegen zu müssen, direkt in die Bruthöhle einzufliegen. Auch mit Beute ist sie nicht an der recht engen Öffnung „hängengeblieben“. Beeindruckend! Am anderen Brutplatz musste das Weibchen vor der Höhle einen Zwischenstopp einlegen, weil ein Ast einen Direkteinflug nicht möglich machte.
























Das Weibchen kommt, das Männchen hat die Beute bereits im Schnabel.
























Beuteübergabe von „Schnabel  zu Schnabel“.
























Unmittelbar nach Beuteübergabe fliegt das Männchen wieder ab.
























Männlicher Sperlingskauz mit Beute ruft das Weibchen.
























Beuteübergabe.
























Weiblicher Sperlingskauz nach Beuteübernahme.

Eine "andere" Beuteübergabe

Gelegentlich fliegt das Weibchen an eine exponierte Stelle in ihrem Revier und sitzt gut sichtbar, ähnlich des männlichen Kauzes, wenn er auf die Spitze einer Fichte fliegt. Dann wird es interessant: Das Weibchen wartet nun auf das beutebringende Männchen. Jetzt rief das Männchen, also bringt er die erwartete Beute. Das Männchen fliegt am Weibchen vorbei, auch das Weibchen fliegt ab, landet kurze Zeit später auf einem Ast, unweit meiner Sitzposition und hatte plötzlich eine Maus in den Fängen. Die Beuteübergabe erfolgt somit nicht immer, wie oben beschrieben. Ob das Männchen dem Weibchen die Beute im Vorbeiflug übergeben hat oder ob die Beute in der Luft übergeben wurde, konnte ich nicht sehen. Ich nahm zunächst an, dass das Männchen vor mir mit Maus landete und es auf diesem Ast zur Beuteübergabe kommen würde. Zu meiner Verblüffung hatte das Weibchen bereits die Maus, die sie anschließend an die Jungkäuze verfütterte. Diese Prozedur konnte ich mit ähnlichem Ablauf ein zweites Mal sehen. Dazu zwei Bilder („andere Übergabe“) Bild 1: Das sitzende Weibchen auf erhöhter Position. Bild 2: 3min später sitzt sie mit Maus auf einem Ast, in der Zwischenzeit war das Männchen im Revier.
























Bild 1, eine andere Übergabe, Weibchen 11:04 Uhr.
























Bild 2, eine andere Übergabe, Weibchen 11:07 Uhr, nun plötzlich mit Maus.

Das Weibchen hält sich überwiegend in Brutbaumnähe, meist sogar unmittelbar daneben auf. Dort sitzt sie mitunter mehrere Stunden. An manchen Tagen wird sie regelmäßig aktiv und fordert mit den erwähnten zischenden Lauten das Männchen auf Beute zu bringen. Kommt das Männchen nicht, so habe ich einige Male sehen können, wie das Weibchen aus einer Baumkrone, bzw. von einem Ast eine deponierte Beute abholte.
























Weibchen holt eine auf einem Ast deponierte Maus.

Auch schien, nach vergeblichen Lockrufen und Ausbleiben des Männchens, das Weibchen selber auf Beutefang zu gehen. Dabei entfernte sie sich aus dem Sichtbereich des Reviers. Interessant zu beobachten: Gerade zu diesem Zeitpunkt kam das Männchen mit Beute und hat intensiv gerufen. Das Männchen näherte sich zwar in Richtung Brutbaum, flog diesen jedoch nicht an. Nach ca. 10min kam das Weibchen und übernahm die Beute.
























Das Männchen mit Beute ruft das Weibchen, nähert sich dabei der Bruthöhle, fliegt diese jedoch nicht an.

Nachdem das Weibchen zur Fütterung in die Höhle einflog und bevor sie die Höhle wieder verließ, säubert sie die Höhle von Beuteresten.
























Reinigung Bruthöhle durch das Weibchen.

Die Brutbäume sind gut erkennbar, weil Gewölle und Reste der Mahlzeiten den Baumstamm säumen. So könnte beispielsweise ein vorbeiziehender Baummarder auf die Käuze aufmerksam werden. Von diesem Gedanken geleitet, habe ich die Gewöllereste etwas beseitigt und habe am Fuße der Bäume "meine Duftmarke" gesetzt. Ob das einen Baummarder abschreckt, bleibt indes ungewiss.
























Mittelspecht an der Bruthöhle.

Brutabbruch

In einem Revier saß ein weiblicher Sperlingskauz recht gut sichtbar in einer Lerche. Vom Vormittag bis zum späten Nachmittag saß sie fast durchgängig in diesem Baum.
























Weibchen in einer Lerche/ 10:23 Uhr.

Nur einmal verließ sie diesen Platz, kehrte jedoch zeitnah zurück. Gelegentlich gab sie den zischenden Laut von sich und einmal rief sie. Ansonsten putzte sie sich regelmäßig und saß dort „einfach“.
























14:46 Uhr, das Weibchen sitzt weiterhin in der Lerche.

Während dieser Beobachtungszeit war vom männlichen Kauz weder etwas zu hören noch zu sehen. Von Brut- bzw. Fütterungsaktivitäten war nichts mehr festzustellen. An einem der nächsten Tage war von der Anwesenheit der Sperlingskäuze in diesem Revier nichts mehr zu beobachten. Nicht ausgeschlossen, dass hier der männliche Sperlingskauz „abhanden“ gekommen ist. Ich habe notiert: Brutabbruch.

Ausflug Jungkäuze

Am 14.05.2021 war an einem der Plätze der erste Jungkauz am Höhleneingang zu beobachten, der Ausflug erfolgte am 16.05.2021, ca. 05:40 Uhr. Ein letzter Ausflug konnte am 18.05.2021 vermerkt werden. Während der Jungkauz anfangs nur am Höhleneingang gesehen werden konnte, so streckte der Kauz am Tag seines Ausfluges den Kopf aus der Höhle und schaute sich in alle Richtungen um. Während dieser Zeit erfolgte am Brutplatz des „Totbaumes“ noch gar kein Ausflug. Hier war der erste Jungkauz am 24.05. am Eingang zu beobachten.
























Jungkauz am Höhleneingang beobachtet seine Umgebung 14.05.2021.

Einen „Ausflug“ konnte ich zufällig beobachten. Im ca. 45°-Winkel segelten zwei Jungkäuze in kurzer zeitlicher Folge in ein Gebüsch. Die Bezeichnung „Ausflug“ scheint mir daher etwas übertrieben, eher sah es wie Herauspurzeln aus. Der starke Regen an diesem Tag hielt die Jungkäuze nicht vom Verlassen der Bruthöhle ab.
Durch sein Gefieder gut getarnt, konnte ich den jungen Sperlingskauz erst 07:19 Uhr entdecken, auch nur deshalb, weil der weibliche Altvogel zu ihm flog (wobei ich darauf verzichtet habe den Jungkauz  zu suchen). Etwas durchnässt, nicht unbedingt glücklich aussehend, saß dieser kleine Kerl auf einem am Boden liegenden Ast (siehe folgendes Bild).
























Ausgeflogener Jungkauz im Regen /16.05.21.
























Rufender Jungkauz am Tage seines Ausfluges/ 16.05.21.
























Wachender weiblicher Sperlingskauz in der Nähe seiner Jungvögel/ 16.05.21.

Erstaunt war ich, als der Jungkauz von diesem Platz in einen Baum abflog. Anders also, als beispielsweise unsere Steinkäuze, können Sperlingskäuze beim Verlassen der Bruthöhle bereits fliegen. Trotzdem schienen sie wenig mobil, sitzen viel und laufen latent Gefahr Opfer von Prädatoren zu werden.
























Junger Sperlingskauz.

Ähnlich, wie ich es bei Steinkäuzen bereits beobachten konnte, arbeiten sich einige junge Sperlingskäuze mit Krallen, Schnabel und Flügelunterstützung mühsam die Bäume nach oben. Bereits am dritten Tag nach Ausflug hielten sich die Jungkäuze, an beiden Plätzen, in Baumkronen einer Eiche auf. In dieser Phase wurden sie dort vom Weibchen gefüttert, während das Männchen weiterhin mit dem Herbeibringen der Beute beschäftigt war.
























Junger Sperlingskauz mit Unterstützung Flügel, Schnabel und Krallen.
























Mühsam.
























Junger Sperlingskauz am dritten Tag nach seinem Ausflug/ 18.05.21.

Fütterung der Jungkäuze nach Ausflug

In den ersten Tagen nach dem Ausflug bringt das Männchen Beute und übergibt es an das Weibchen. Der weibliche Sperlingskauz füttert die Jungkäuze weiterhin.

Größenvergleich: weiblicher Sperlingskauz mit Maus.
























Der weibliche Kauz bietet dem Jungkauz die gesamte Beute an.  Damit scheint Junior überfordert, sodass der Jungvogel anschließend vom Weibchen gefüttert wird.
























Fütterung des Jungkauzes durch das Weibchen im Regen.
























Am 4. Tag nach Ausflug: Fütterung durch das Weibchen in einer Krone einer Eiche.
























Fütterung von insgesamt 5 Jungkäuzen am 12. Tag nach Ausflug.
























Fütterung durch das Männchen, nach drei Wochen.

Ich konnte nicht beobachten, wo die ausgeflogenen Jungkäuze die Nacht verbringen - das, obwohl ich bereits in der Dunkelheit vor Ort war. Am 27.05. bei Regenwetter schaute ein Jungkauz aus der Röhre, während seine Geschwister in der Baumkrone einer Eiche saßen und dort vom Weibchen gefüttert worden sind. Da hatte ich nun Zweifel, ob das ein bereits ausgeflogener Jungkauz war, der in die Höhle zurückkehrte oder aber ein Nachzügler war, der noch gar nicht ausgeflogen war. Das Weibchen versuchte diesen Jungkauz aus der Höhle zu locken:
Das Weibchen flog mit Maus auf einen Ast gegenüber des Brutbaumes. Dieser Ast befand sich ungefähr auf Höhe des Brutloches (ausfliegende Jungkäuze habe ich bisher beobachten können, dass sie im ca. 45 Grad-Winkel im Unterholz landeten, also nicht waagerecht auf einen Ast geflogen sind).  Das Weibchen schaute Richtung Brutloch und lockte den Jungvogel. Der jedoch blieb im Loch, nach ca. 10min legte das Weibchen die Maus auf den Ast und flog ab. Danach fing es leider kräftig zu regnen an. Der Jungvogel schien wohl das schlechte Wetter erahnt zu haben und blieb weiterhin im Trocknen.
























Weiblicher Sperlingskauz landet auf einem Ast vor der Bruthöhle und lockt
.
























Junger Sperlingskauz will die Höhle nicht verlassen
.
























Das Weibchen legt nun die Beute ab, lockt noch einmal....
























…. und fliegt schließlich ab.

Der weibliche Kauz kam morgens stets aus der Bruthöhle. Den männlichen Kauz habe ich oftmals an einer Höhle ca. 30 m entfernt beobachten können. Ob er dort die Nacht verbrachte, könnte ich vermuten, jedoch nicht sicher belegen. Ein Baum, von dem ich annahm, dass er als Versorgungsdepot diente. Dieser Baum wurde zwar oftmals angeflogen, aber zumindest während der Fütterungszeit scheinen die Depots eher auf Ästen, aber auch auf einem Weg angelegt worden zu sein. Beispielsweise lagen auf einer alten Rückegasse drei Mäuse ca. 20 m vom Brutbaum auf der Erde.
























Aus der Höhle ausfliegender weibliche Sperlingskauz.
























03.10.2021 weibliche Sperlingskauz während der Herbstbalz.



Text und alle Bilder: Gunther Zieger